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Pforzheimer Zeitung - Online 
Frühstücksfernsehen 18.April 2009

So wird Bier gebraut: Online- Redakteur Thomas Kurtz (links in Bildleiste) lässt sich von Heike und Georg Kost in Neuhausen-Steinegg zeigen, wie in seiner Garage schmackhafter Gerstensaft nach deutschem Reinheitsgebot entsteht. Foto: Lutz

Ein Prosit auf das deutsche Reinheitsgebot und die Braukünste von Georg Kost

Es gibt viele Erfindungen, die von Deutschland aus zum Segen für die ganze Menschheit geworden sind, zum Beispiel der Buchdruck mit beweglichen Lettern, das Automobil, der Plastikdübel und die Pille zur Empfängnisverhütung. Und weil es der Deutsche gern reinlich hat, erfand er vor fast 500 Jahren mit einem Reinheitsgebot für ein teutonisches Grundnahrungsmittel das älteste
Lebensmittelgesetz der Welt. Genau am 23. April 1516 wurde jenes Reinheitsgebot  für die vielleicht zweitwichtigste Sache der Welt proklamiert: Seit diesem Tag dürfen nämlich nur Wasser, Hopfen und Gerste zu Bier gebraut werden. Einer, der es wissen muss, ist Georg Kost aus Neuhausen-Steinegg, der in seiner Garage Bier nach alter Väter Sitte braut und dies im PZ-Frühstücksfernsehen demonstriert. Zum Weißwurst-Frühstück hatte er Online-Redakteur Thomas Kurtz eingeladen. Und gleich vorgewarnt: So kurz vor dem „Tag des Bieres“ am 23. April wird es, passend zur aus dem Bayerischen stammenden Weißwurst, keinen Kaffee geben, sondern ein etwas gehaltvolleres Eigenbräu. Mutig wie Online-Redakteure nun einmal sind hat sich Kurtz dieser Aufgabe selbstverständlich mit großer Hingabe gestellt und tatsächlich ein ordentliches Pensum an Arbeitsproben von Georg Kost getestet.

Schöpfen, gießen, umleeren, messen und warten

Vor dem Probieren aber stand das Studieren. In seiner großen Garage hatte Kost nicht nur einen Frühstückstisch, sondern gleich eine ganze Mini-Brauerei aufgebaut. Mit großer Gelassenheit stand er hinter seinen Kesseln, schöpfte Wasser und andere Flüssigkeiten, füllte damit Eimer und leerte diese wieder in einen anderen Kessel. Zwischendurch schnupperte er am Gebräu, tauchte Hopfen oder Thermometer in die Flüssigkeiten ein. Jeder Kessel, jeder Produktionsvorgang hat schließlich seine eigene Temperatur, seine eigene Siede- oder Kühlzeit. Ein gutes Bier zu brauen ist ein ordentliches Stück Arbeit. Viel Mühen für ein teures, aber eigenes Bier Da ist Genauigkeit und Sauberkeit gefragt. Wer schlampt, hat später kein Bier, sondern irgend etwas Trübes oder Ungenießbares im Glas. Und weil nicht nur Georg Kost, sondern auch seine Frau Heike und ihre Freunde das selbst gebraute Bier aus der Steinegger Garage lieben, gibt sich der Brau-Amateur besonders viel Mühe. Es ist auch eine Kostenfrage: 1,50 bis 2 Euro kostet so ein Kostsches „Hexle“-Bier. Den Strom, die Arbeitszeit und den Schweiß noch gar nicht eingerechnet. Da soll nach Möglichkeit am Ende ein wohlschmeckender Gerstensaft der Kehle schmeicheln.

Also nimmt es Kost mit dem „Einmaischen“, „Anschwänzen“, „Ausschlagen“ und „Anstellen“ sehr genau. Geduldig erklärt er seinem Gast, was es mit der Gerste und dem Hopfen, mit weichem und hartem Wasser, der „Würze“ und der „Bittere“ auf sich hat, was „obergärig“ und „untergärig“ ist. Was die vielen Fachbegriffe angeht, wirkt der Steinegger schon recht professionell.

Die Menge bestimmt das Finanzamt

Ein richtiger Bier-Profi aber darf er aus steuerlichen Gründen nicht sein. Da wacht das Gesetz, sprich: das Finanzamt, mit strengem Blick: Mehr als 200 Liter Bier dürfen nicht aus seinen Kesseln in seine Bügelflaschen fließen. Das heißt aber auch: An Geburts-, Feier- oder sonstigen Festtagen wird mit der Familie und Freunden der größte Teil des Bieres ratzfatz weg getrunken. Einen großen Vorrat kann sich Kost also nicht anlegen. Sein Pech: Nicht nur Männer mögen sein Bier. Das sei, so versichert seine Ehefrau Heike,
ganz besonders bei Frauen beliebt. Selbst bei solchen, die sonst kein Bier trinken würden. Da muss der Brauer schon bewusst darauf achten, dass er selbst noch etwas von seinem „Hexle“ zum Probieren bekommt. Export (neudeutsch: Lager), Pils, Weizen- und Dunkelbier hat er schon gebraut. So zwischen 4,5 bis 5 Prozent Alkoholgehalt haben seine Biere. Dass sie auf den ersten Schluck nicht so schmecken wie die Biere aus dem Supermarktregal stört ihn keineswegs: Kost will Eigenes schaffen und Eigenes schmecken. Vor allem: Er will kein Bier trinken, das nicht nach dem Reinheitsgebot gebraut worden ist. Seinem Gast ist es recht so. Als Pforzheimer ist Kurtz ja die guten und reinen Biere seiner Heimatstadt gewohnt. Und weil er aus Berufsgründen besonders flexibel sein muss, hat er sich schnell mit den Steinegger Weißwürsten und flüssigen Kost-Proben anfreunden können. Vielleicht sogar eine Spur zu sehr. Das zumindest deutet sich am Schluss des Videos an. PZ-news

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